„Man gibt, weil man liebt“

Kardinal Philippe Quedraogo aus Burkina Faso im Rahmen der MISEREOR-Fastenaktion zu Gast in Hallstadt
Burkina Faso ist ein kleines, meist unbeachtetes Land in Westafrika. In offiziellen Statistiken zählt es zu den ärmsten Staaten der Welt. Ein Hoffnungszeichen für die 19 Millionen Einwohner ist es, dass Burkina Faso das Beispielland der aktuellen MISEREOR-Kampagne ist. Als Botschafter seiner Kirche und seiner Kultur kam kein Geringer als Kardinal Philippe Quèdraogo aus der Hauptstadt Ouagadougou ins Erzbistum Bamberg. Für eine Abendmesse und einen anschließenden Vortrag mache er auch im Hallstadter Pfarrsaal Halt.
Von Landwirtschaft und Viehzucht leben 80 Prozent der Menschen, berichtete Quedraogo. Die Rahmenbedingen sind am Rande der Sahelzone deutlich schlechter als in Deutschland. So gibt eine Kuh bei uns rund 30 Liter Milch am Tag. In Burkina Faso sind es gerade mal 2 bis 6 Liter. Die Menschen sind überwiegend jung. 70 Prozent der Bevölkerung sind unter 35 Jahre. Viele von ihnen haben immer noch keine Chance, zur Schule zu gehen. Die ärztliche Versorgung ist in vielen Regionen schlecht. In Bildung und Gesundheit sollen daher die Spenden fließen, die Misereor in Deutschland bis Ostern sammeln möchte.
Land der aufrechten Menschen
Dennoch besitzt das „Land der aufrechten Menschen“ – so die Übersetzung von „Burkina Faso“ viel Potential. Stichwort Interreligiöser Dialog. Hier können wir etwas von ihnen lernen. Denn – so der Kardinal – Blutsbande sind stärker als die Bande des Glaubens. Wie in der Herkunftsfamilie des Kardinals kann es in einer Familie Christen, Moslems und Anhänger der traditionellen afrikanischen Religionen geben. Allerdings bedeutet „Familie“ in Burkina Faso mehr als Vater, Mutter und Kind. In großen Höfen leben 15 bis 20 Paare mit ihren Kindern, erklärt der 72-Jährige. Der Vater ist dabei jedoch oft derselbe – die Polygamie ist in Burkina Faso auch heute noch weit verbreitet.
Man gibt nicht, weil man hat. Man gibt, weil man liebt“, zitierte der Kardinal ein afrikanisches Sprichwort. Ein Appell auch an uns. Denn die Menschen in Burkina Faso benötigen unsere Solidarität, aber nicht unser Almosen. Denn sie wehren sich mutig und ideenreich gegen die Not. In der Landwirtschaft entwickeln sie etwa erfindungsreich aus Rinden und Pflanzen Mittel gegen Parasiten bei Getreide und Rindern. „Die Welt ist voller Ideen. Lass sie wachsen“, heißt dann auch folgerichtig das Motto der MISEROR-Aktion.