BAGDAD, 11. Februar 2003 (ZENIT.org).- Ein Krieg würde das Überleben der Christen im Irak fast gänzlich unmöglich machen, die dort ohnedies nur drei Prozent der Bevölkerung ausmachen, so Weihbischof Shlemon Warduni vom Chaldäischen Patriarchat von Babylon in einem Interview mit den italienischen Journalisten Riccardo Caniato und Aldo Maria Valli.
Unter dem Titel "Gott will keinen Krieg" (Medusa-Verlag) legt der Bischof die Gründe dar, die gegen den Krieg sprechen, hinter dessen Absicht auch wirtschaftliche Gründe stehen, was sich auf den ganzen Nahen Osten auswirken würde.
"Jahrhunderte lang hat sich niemand um uns gekümmert, doch das änderte sich schlagartig, als man die reichen Ölvorkommen entdeckte, die unter unseren Füßen schlummerten".
Das Wirtschaftsembargo hat das Land nicht nur verarmen lassen, sondern auch zu Massenauswanderungen geführt, und zwar besonders unter Christen. Das würde im Kriegsfall noch eine Steigerung erfahren.
"Die Diaspora gereichte vielen zum Nachteil, und wir fürchten das Ende christlicher Präsenz nicht nur im Irak, sondern im ganzen Nahen Osten", so der Bischof in dem Interview.
Es gibt in Bagdad 80 Kirchen, davon 35 chaldäische Pfarreien. Die Christen werden "respektiert und es geht uns eigentlich gut, auch was das Verhältnis zur Macht anbelangt".
Die Spannungen, die nach dem Golfkrieg mit der islamischen Welt entstanden waren, haben "einen neune Wind von Fanatismus ins Land eindringen lassen".
"Die Muslime identifizieren das Christentum mit dem Westen, und unsere Lage ist dadurch sehr prekär geworden".
"Sollte sich der Konflikt zuspitzen, wird es für uns sicher noch viel schwieriger werden".
"Wir Christen müssen dennoch hoffen und beten, auf dass man danach wieder bewusst von Gott sprechen kann, der alle liebt und damit der rechte Weg gefunden wird, um an das Herz der Menschen zu rühren, wie dies Christus tat", so der Weihbischof.
Es leben derzeit noch 670.000 Christen (drei Prozent) im Irak, und davon sind 75 Prozent katholisch, die meisten davon wiederum vom chaldäischen Ritus.