Zum Inhalt springen

Das kleine Glück in Kriegszeiten

Marion Krüger-Hundrup (rechts) interviewte Olena Voichyk während des Gottesdienstes in Bamberg-St. Martin.
Datum:
Veröffentlicht: 28.1.25
Von:
Michael Kleiner

Olena Voichyk von der Caritas Spes Ukraine warb um anhaltende Solidarität für eine leidgeprüfte Bevölkerung

Bamberg. Was macht Hoffnung, wenn man seit drei Jahren im Krieg lebt? Gibt es Glück, wenn man nicht weiß, ob der Mann oder der Sohn morgen noch leben? Diesen Fragen stellte sich Olena Voichyk von der römisch-katholischen Caritas-Spes der Ukraine bei einem Gottesdienst zu Thema „Frieden“ in der Bamberger St.-Martins-Kirche am Sonntag, 26. Januar.

Hoffnung auf einen gerechten Frieden

Erstaunlich schnell und bestimmt antwortete die eher zierlich gewachsenen Frau in perfekten Deutsch: „Glück ist, wenn man mit seinen Liebsten, Freunden und Bekannten eine kurze unbeschwerte Zeit verbringen kann, bei einem Kaffee oder Mittagessen.“ Und natürlich lebt die Hoffnung auf Frieden. Auf einen Frieden, der den Menschen in der Ukraine ihr Recht auf Selbststimmung gewährleistet und dauerhaft vor dem Aggressor im Osten schützt.

In kurzen, bewegenden Worten berichtete die 45-jährige Mutter von zwei Kindern vom „Alltagleben“ in der Ukraine: Tägliche Luftalarme, Explosionen, Stromausfälle, ständige Teuerung und die landesweite tägliche Gedenkminute an die Opfer des Krieges. Wie viele es wirklich sind, ist nicht bekannt. Wohl mehrere Hunderttausend. Dazu kommen offiziell über 12 000 getötete Zivilisten und 650 Kinder. Kaum eine Familie, die nicht ein Opfer zu beklagen hat. Und dann sind da noch die ständig wachsende Zahl an Kriegsversehrten und fast 5 Millionen Binnenflüchtlinge. Eine gesellschaftliche Herausforderung, die immer größer und noch viele Jahre anhalten wird. Auch wenn der Krieg einmal vorbei sein sollte.

Nachlassende Unterstützung

Auf Einladung der Stadt Bamberg, vor allem Stadtrat Gerhard Seitz, und dem Referat Weltkirche war Olena Voichyk für einige Tage nach Bamberg gekommen, um auf die Situation in der Ukraine nach drei Jahren im „großen Krieg“ zu erinnern und um weitere Solidarität mit der Leid geprüften Bevölkerung zu werben.  Voichyk weiß, wovon sie spricht. Bei der Caritas-Zentrale in Kiew ist sie dafür zuständig, dass die Hilfslieferungen aus dem Westen bei den Bedürftigen, den Binnenflüchtlingen, Ausgebombten oder Kriegsversehrten, auch ankommen. Und dass es weiterhin Unterstützung aus dem Westen gibt. Und der lässt immer mehr nach. Konnte die Caritas nach Beginn des russischen Angriffskrieges noch täglich einen Lkw mit Hilfslieferungen entgegennehmen, sind es inzwischen nur mehr zwei oder drei im Monat.

Umso wichtiger, dass die Partner im Westen um die Situation und die Nöte der Menschen in der Ukraine wissen. Dazu leistete Olena Voichyk innerhalb weniger Tage in Bamberg einen wichtigen Beitrag. Denn sie sprach vor Schülerinnen und Schülern am Maria-Ward- (24.1.) und am E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium (27.1.) und hielt Vorträge vor Bamberger Bürgerinnen und Bürgern und bei einem großen Pathologenkongress vor 700 Teilnehmern. Neben 2000 Euro an Spendengeldern konnte die sie auch die Zusage auf eine Projektpartnerschaft mit dem Referat Weltkirche mit nach Haus nehmen. Auch das macht ihr Hoffnung.

 

Michael Kleiner