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“Beziehungen können Zukunft bereiten“

Misereor-Eröffnung 2014
Datum:
Veröffentlicht: 20.3.14
Von:
Michael Kleiner

Erzbischof Ludwig Schick eröffnete in Nürnberg die Misereor-Fastenaktion

Nürnberg (psn) – Vor hunderten Gästen aus der gesamten Erzdiözese Bamberg, und vor sehr vielen Afrikanern, die mit ihrer „English Catholic Church“ in St. Kunigund ohnehin ihre kirchliche Anbindung haben, hat der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick am Sonntag (16. März 2014) in der Pfarrgemeinde St. Kunigund in Nürnberg-Gleißhammer die diesjährige Misereor-Fastenaktion eröffnet. Seit 1994 finden im Erzbistum Bamberg diözesane Eröffnungsfeiern statt und das ist einmalig in Deutschland, wie Schick betonte. Bezug nehmend auf das diesjährige Motto der Fastenaktion „Mut ist zu geben, wenn alle nehmen“, erinnerte der Erzbischof daran, dass Geben Solidarität und Gleichheit zwischen den Menschen schaffe. „Das ist notwendig, damit wir Beziehungen pflegen, die das Leben glücklicher machen.“ Im privaten Bereich würden wir die Auswirkungen sofort positiv merken, wenn wir jemanden beschenkten. Schwieriger würde es auf der großen politischen und internationalen Ebene werden. „Wir können Gott den Menschen nicht beibringen. Der Mensch muss ein Gespür für Gott bekommen.“ Und das gelänge nur, wenn er weltweit mit Menschen in Solidarität und Frieden lebe. Daher, so der Erzbischof, sei die Fastenaktion so wichtig. „Sie schenkt ein Mehr an Leben, ein Mehr an Lebensmöglichkeiten durch das, was wir geben.“ Das Haben-Wollen dagegen könne zu einer Gier werden, mahnte er an und richtete sich damit vor allem an diejenigen in der westlichen Welt, die ihren Überfluss genießen würden ohne Verantwortung zu übernehmen für andere.

Harriet Nakasi – das Gesicht Ugandas in Nürnberg

Beispielland der Misereor-Fastenaktion 2014 ist Uganda. Der Vielvölkerstaat im östlichen Afrika zählt zu den 50 ärmsten Ländern der Welt und ist wirtschaftlich vor allem von Erträgen aus der Landwirtschaft (Hauptexportprodukt ist Kaffee) abhängig. Gast in diesem Jahr war Harriet Nakasi, die in der Erzdiözese Kampala das Landwirtschaftsprogramm leitet. „Zu meiner Arbeit zählen Bildungsprogramme und die Information der Menschen über ökologische Landwirtschaft.“ Nur wenige, so die sympathische Uganderin weiter, würden allerdings nachhaltigen Anbau betreiben können. „Wir kämpfen gegen Hunger und Armut in Uganda.“ Sie freue sich, in Nürnberg zu sein und ihrer Heimat in Deutschland ein Gesicht zu geben. „Für die Menschen in Uganda bedeutet die Misereor-Fastenaktion die Hoffnung auf ein besseres Leben.“

Lebensstil-Kampagne im Erzbistum Bamberg geplant

In dieser Verantwortung stehen wir alle, daher müssen wir über unseren Lebensstil nachdenken, denn die Folgen sind überall spürbar. Für den Herbst kündigte Erzbischof Schick den Start einer Lebensstilkampagne an, die sich unter anderen mit den Themen Klimaschutz, Ernährung und Fairer Handel beschäftigt. „Neben der regionalen Herkunft der Produkte, die täglich auf unserem Tisch landen, ist es genauso wichtig, darauf zu achten, dass Menschen in aller Welt von ihrem Lohn auch leben können.“ Das bekräftigte auch Nürnbergs Stadtdekan Hubertus Förster, der den Fairen Handel und die Bewusstseinsbildung darüber für eines der vordringlichsten Themen der Kirche in Nürnberg hält. „Wir müssen begreifen, dass unser Leben hier Auswirkungen in alle Welt hat.“ In diesem Bereich könne man nicht genug tun. Inge Rehm, Leiterin des „Fensters zur Welt“ im Haus der Katholischen Stadtkirche Nürnberg, wies auf die Bildungsangebote und Stadtführungen zum Fairen Handel hin, die „an die Altersgruppe zwischen 8 und 80 Jahren gerichtet sind.“

„Wir müssen aufstehen gegen Diskriminierung wegen sexueller Orientierung.“

In Nürnberg, der Stadt der Menschenrechte, kam bei der Misereor-Eröffnung auch das so genannte „Gesetz gegen Homosexuelle“ zur Sprache, das Ende Februar in Uganda in Kraft gesetzt wurde und das – ungeachtet kultureller und traditioneller Verwurzelungen – Menschenrechte auf gröbste Art verletzt. Es ist Thema in Nürnberg, weil die amtierende ugandische Menschenrechtspreisträgerin, die für ihr Engagement für homosexuelle Menschen letztes Jahr ausgezeichnet wurde, Angst um ihr Leben haben muss. Erzbischof Schick wies mit deutlichen Worten darauf hin, dass die Kirche gegen Diskriminierung und gegen Kriminalisierung homosexueller Menschen sei. „Wir müssen aufstehen gegen Diskriminierung wegen sexueller Orientierung.“

Misereor-Eröffnung 2014
Misereor-Eröffnung 2014